Die Definition klingt so banal: ein bewegliches Bauelement zum Verschließen einer Öffnung, das geöffnet und durchschritten werden kann. Doch Türen (und auch Fenster) haben sich von rein funktionellen zu gestalterischen Elementen entwickelt.

Fotos: Andreas Jacob, iStock, Uwe Stoeger

Wer hats erfunden? Die Schweizer! Na gut, der Spruch ist erstens aus der Werbung geklaut, zweitens handelt es sich bei der angesprochenen „epochalen“ Erfindung lediglich um ein Kräuterbonbon – trotzdem spielen die Eidgenossen auch für das Thema dieses Textes eine nicht unbedeutende Rolle. Es soll um Türen gehen – und die älteste erhaltene Tür Europas haben Archäologen in der Schweiz gefunden. Rund 5.000 Jahre soll die Holzkronstuktion mitsamt raffinierter Steckverbindung und Türangel alt sein. 

Das Prinzip „Tür“ ist freilich deutlich älter. Als die Menschheit noch ein Nomadendasein pflegte, verschloss sie die Eingänge ihrer Zelte zunächst mithilfe von Fellen. Das hielt den Wind draußen und sorgte für eine gewisse Privatsphäre, ehe vor circa 12.000 Jahren die Ära der Sesshaftigkeit begann. Die Behausungen wurden schnell stabiler und mit ihnen der Wunsch nach Schutz von Hab und Gut sowie von Leib und Leben. 

Haustüren voller Prunk

Ohne zu dick auftragen zu wollen: aber die Entwicklung der Menschheit spiegelt sich durchaus auch in der Entwicklung ihrer Türen. Man werfe nur einen Blick in Zeiten wie Barock oder Renaissance: Wohlstand und Prunk der gehobenen Gesellschaft zeichneten sich plötzlich schon an der Haustüre ab – in Form von filigranen Verzierungen sowie dank des Einsatzes zusätzlicher, schmückender Materialien wie Glas und Metall (neben dem damals wie heute bevorzugten Grundmaterial Holz).

Wenn der Rosenheimer Architekt Uwe Stoeger das Besondere sucht, besucht er Franz-Josef Niedermaier und Sohn.

Einer, der sich qua Beruf tagtäglich mit Türen beschäftigt, ist der Rosenheimer Architekt Uwe Stoeger. Wobei man die Aussage dahingehend präzisieren sollte, dass er sich heutzutage mehr denn je beim Planen auch Gedanken um Außen- sowie Innentüren machen muss. Das, sagt er, habe im Individualbau einerseits mit den immer kleiner werdenden Grundstücken zu zu tun, die seine Zunft mit einem schlaueren Raumgefüge zu beantworten versucht; andererseits seien auch die Ansprüche der Bauherren gestiegen. Heutzutage herrsche eine sowohl durchdachtere als auch deutlich repräsentativere Architektursprache. Und die Tür habe sich von einem in erster Linie funktionellen Element – nämlich Abschluss und Durchgang zwischen Räumen – zu einem Stilelement entwickelt. „Das Design ist heute mindestens so wichtig wie die Funktion!“

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Niedermaier Türen & mehr lädt gerne ins Raublinger werkhaus

Diese urspünglichen Funktionen einer Tür, betont der Fachmann, seien natürlich nach wie vor gefragt: Es gehe abgesehen vom Faktor Sicherheit darum, dort, wo notwendigerweise ein Loch in der Wand liegt, Gerüche, Schall und Temperatur zu regeln. Doch darüber hinaus bestimmen Türen auch den ästhetischen Reiz von Räumen und berühren somit stark den Bereich der Innenarchitektur. Wenn Stoeger seinen Kund*innen die gesamte Bandbreite zeitgemäßer Türen präsentieren will, lädt er sie gern ins Raublinger werkhaus ein, wo Franz-Josef Niedermaier die wohl größte Türenausstellung Bayerns betreibt. Vom „Niedermaier“ bekommen Interessent*innen Außen- und Innentüren, Schiebetüren, Ganzglas-Türen sowie auch Fenster und Glaswand-Systeme. Und das in einer Qualität, wie sie Bauherren heutzutage eben einfordern, so Stoeger. 

Um die veränderten Ansprüche zu verstehen, müsse man nur einmal ein typisches Gebäude der vorherigen oder vorvorherigen Generation bewusst durchschreiten. In den meisten Fällen wird man auf eine Art Standard-Grundriss treffen:  mittig ein langer Flur, links und rechts gehen die Zimmertüren ab, eine Art „Funktionsablauf von Lebensräumen“, wie Stoeger es bezeichnet. Die Abgrenzung stand im Vordergrund. Das habe sich jedoch stark gewandelt! Weil man sich heute auf weniger Platz mehr Lebensqualität wünscht, gilt es für die Architekten, eine Art Raumfluss zu erzeugen. Das heißt, man hat – zumindest in den Bereichen Wohnen, Kochen und Essen – keine abgeschlossenen Räume mehr im klassischen Sinne. Dieser meterlange Flur, der als reine Erschließungsfläche dient und mit dem Wohnraum kaum korrespondiert, verschwindet zusehends.  

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Türen erfahren eine Aufwertung

Stattdessen wollen die Menschen mehr Wohnfläche, sie streben nach Interaktion und Kommunikation – räumlich sowie sozial. Dementsprechend reduziert sich zwar die Anzahl an Türen pro Gebäude. Die wenigen erfahren dafür eine enorme Aufwertung. Das betrifft einerseits die Maßstäbe (er, sagt Stoeger, arbeite gern mit raumhohen Türen), andererseits die Ausformulierung der Tür: Farbe, Haptik, Material vor allen Dingen. Stoeger zeigt auf eine Haustür, die Schiefer mit Altholz kombiniert und auf diese Weise besonders edel wirkt. Ein gutes Beispiel sei auch das Schiebetürsystem NIXX des Premiumherstellers Bod’or KTM. 

Fachmann Niedermaier erklärt scherzhaft: „Die Tür heißt so, weil man nix sieht.“ Was die gewiefte Kleine Türen-Manufaktur (wofür die drei Buchstaben KTM stehen) bei diesem Modell nämlich geschafft hat: Rollen, Rollwagen und Laufschiene unsichtbar hinter dem Türblatt zu verstecken, das zu diesem Zweck um 26 Zentimter breiter gemacht wurde als die eigentliche Durchgangslichte. „Wenn die Tür so im Raum schwebt, könnte das glatt als Kunstwerk durchgehen“, schwärmt der Architekt.

Wunsch nach Weite und Durchblick

Ins Auge fallen auch gewaltige Faltanlagen, die es in Holz-, Holz-Alu- oder nur Alu-Ausführung gibt. Die Systeme ohne Eckpfosten lassen sich – im Unterschied zu klassischen Schiebetüren –   komplett aufschieben. Ganz geöffnet verschmelzen plötzlich Innen- und Außenraum, geht das Wohnzimmer nahtlos in die Terrasse über. Dieser Wunsch nach Weite, nach Durchblick, sagt Stoeger, spiegele sich übrigens auch in der Konstruktion von Wänden beziehungsweise Fenstern wider. Gerade gen Süden liegt es im Trend, statt Mauerwerk in fassadenbreite Glas zu setzen. (Mit Solarlux hat Niedermaier auch diesbezüglich einen kompetenten Anbieter in der Ausstellung.) 

Parallel zu den Dimensionen wächst die Vielfalt im Kleinen. So wird das Design immer cleaner, was sich beispielsweise im Verschwinden von Scharnieren oder von Klinken äußert. Erstere können hinter verdeckten Beschlägen liegen, letztere einfachen Griffmulden weichen. Wer Klinke liebt, aber nach Exklusivität verlangt, kann zum Doppel-T-Griff greifen. Nicht zuletzt haben Hersteller auch den Spielplatz der Zargen für sich entdeckt. Früher galt die schräg auf Gärung geschnittene Zarge als Maß der Dinge. Heutzutage glänzen Türen mit Designerzargen – mit gerader Gärungsfuge zum Beispiel, oder mit Undercoverzarge mit Blendrahmen, mit oder ohne Schattenfuge. Das hätten sich jene Schweizer vor 5.000 Jahren sicher nicht träumen lassen…   

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