Schauspieler, Menschenfreund, Familienmensch – und einer, der nie davon träumte, was er heute lebt: Florian Brückner war zu Gast im himmeblabla Podcast.
Als „Sympathieträger“ gilt eine Person, die bei anderen Menschen positive Gefühle, also Sympathie, hervorruft. Florian Brückner ist so eine Person – auch wenn er das, bescheiden wie er gleichzeitig auftritt, niemals von sich selbst sagen würde. Aber wer bei der Live-Show des himmeblabla Podcasts im Rahmen des Rosenheimer Stadtfests im Publikum saß (oder sich die Folge nun im Nachhinein anhört), kann einfach zu keinem anderen Urteil kommen. Nahbar, bodenständig und mit der famosen Eigenschaft gesegnet, auch über sich selbst lachen zu können, saß er eine gute Stunde auf der Bühne und erzählte von sich, seinem Leben und dem „Geschenk“, den neuen Meister Eder verkörpern zu dürfen. Doch dazu später.
Florian Brückner führt quasi ein Doppelleben. Einerseits ist er Schauspieler. Vielfach ausgezeichnet, für Auftritte in Serien und Filmen, im Kino, im TV und am Theater. Das wirkt fast logisch, geradezu zwingend, wenn man in diese brücknersche „Kreativ-Sippe“ hineingeboren wurde, war aber in Florians Fall ein riesengroßer Zufall. Vielleicht erinnert er sich deshalb noch so gut an den ersten Satz, den er auf einer Bühne hat sagen dürfen; in einem Krippenspiel war das, zu dem er als Nachrücker eingeladen worden war, aus Gründen der Fairness quasi, weil der Maximilian, der Dominikus und der Franz-Xaver schon zum Ensemble gehörten.
„Und erst Maria, de werd lacha“, schmetterte der Bub also ins Auditorium, ohne zu ahnen, dass er damit den Grundstein für eine beachtenswerte Karriere legen sollte. Zunächst eiferte er den schauspielernden Brüdern und Schwestern gar nicht nach. Er, Jahrgang 1984, lernte erst einmal einen durch und durch bodenständigen Beruf: Rettungsassistent (den man heutzutage Notfallsanitäter nennt). „Weil ich etwas machen wollte, das Sinn ergibt“, sagt er. Und dieser „Sinnhaftigkeit“ wegen will er das auch keinesfalls aufgeben, Leinwand-Erfolge hin oder her! „Toll, dass meine Kollegen und Kolleginnen mir durch ihre Flexibilität diese Chance ermöglichen“, betont er. Ein tiefgründiger, fast ernster Moment des Interviews ergibt sich, als Florian an die Politik appelliert, endlich davon abzurücken, das Gesundheitssystem wie einen Wirtschaftszweig zu behandeln, der gewinnbringend funktionieren soll.
Die erste „echte“ Rolle nach dem Hirtenbub ergatterte Florian per Zufall. 2002 war das, „Der Tod ist kein Beweis“ hieß der Film, Dagmar Hirtz führte Regie. „Ich bin da so reingestolpert“, erzählt er, „weil der Maxi nicht konnte und mich quasi vorgeschoben hat.“ Ob der damals schon etablierte Bruder geahnt hat, dass auch der Florian dieses unbeschreibliche Talent in sich trägt? Ein Talent, dass Florian – da blitzt wieder diese Bescheidenheit auf, diese Demut – buchstäblich herunterspielt. Mei, er lerne halt die Texte auswendig, Seite für Seite, und tummle sich meist in tollen Teams…
Auf jeden Fall standen seither sukzessive weitere namhafte Projekte an, darunter Bühnen-Klassiker wie Der Räuber Kneißl, Die Geierwally oder Der Brandner Kaspar am Münchner Volkstheater. Vieles Rollen mit Haltung, Ecken und Kanten – nie glattgebügelt, nie langweilig. Sein Kinodebüt gab er in „Weiße Stille“, später arbeitete er mit Marcus H. Rosenmüller, Thomas Kronthaler, Andreas Prochaska – und mit Alexander Sokurov, in dessen Film „Faust“ er den Valentin spielte. Der Film wurde 2011 mit dem Goldenen Löwen in Venedig ausgezeichnet.
Die schönste Auszeichnung erhielt Florian allerdings 2023. Wieder schlitterte er eher unbedarft in die Sache hinein. Er nimmt ohne viel Ambition an einem Casting teil, erreicht die nächste Runde, erhält schließlich den Zuschlag – und schlägt ein wie eine Bombe: als Florian Eder, Neffe vom urspünglichen Meister Eder. Die Neuauflage der TV-Serie um den beliebten, rothaarigen Kobold Pumuckl erobert generationenübergreifend die Herzen eines Millionenpublikums. Die zweite Staffel erscheint Ende des Jahres. Die Fußstapfen seien riesig gewesen, sagt Florian voller Respekt vor Gustl Bayrhammer. Doch das Team gehe mit Respekt und Würde an die Verfilmung heran, baue immer wieder liebevolle Reminiszenzen an die großartige Vorlage ein, ohne sich in der Vergangenheit zu verlieren. Florian mimt einen ganz eigenen, neuen Meister Eder – und hat sich buchstäblich in die Rolle verliebt: „Die Serie ist für viele ein Stück Kindheit. Und jetzt bin ich da drin – das ist schon was Besonderes.“
Auf die Frage, ob er nicht befüchte, nun für immer in dieser Schublade zu stecken, antwortet er: „In die Schublade habe ich einen Salto gemacht.“ Es wird schnell klar: Florian spielt das nicht nur – er lebt das, hat eine diebische Freude an dem Projekt. „Dass wir die Rechte bekommen haben, muss man einfach als Geschenk bezeichnen.“ Dass er als „neuer Eder“ so gut ankommt, liegt vermutlich auch daran, dass er sich selbst so einen Lausbubencharme bewahrt hat. Eine Mischung aus Warmherzigkeit, Humor und Bodenhaftung. Er ist einer, der seine Herkunft nicht vergisst. Der lieber über seine Zeit bei der Wasserwacht spricht als über rote Teppiche. Der noch Trompete spielt, bei den Riederinger Musikanten, wenn die spärliche Zeit es zulässt – und dessen Instagram-Kanal eher einen Familienvater als einen Filmstar zeigt.
Über den einen oder anderen roten Teppich wird er demnächst trotzdem spazieren müssen. Am 30. Oktober läuft „Pumuckl und das große Missverständnis“ im Kino an, wieder unter der Regie von Marcus H. Rosenmüller und mit beeindruckenden Kolleg:innen wie Gisela Schneeberger und Ilse Neubauer, Robert Palfrader und Anja Knauer. Und natürlich wieder mit Maxi Schafroth als „verclarinisierte“ Stimme vom Pumuckl.