Die „Munich Mountain Girls“ sind ein Netzwerk bergverliebter Frauen. Es geht um Austausch, gegenseitige Unterstützung – und Inspiration. Ein paar Protagonistinnen begleitet himmeblau ab sofort ein ganzes Jahr lang. 

31 Frauen erobern gemeinsam die Ammergauer Alpen. „Da gab es nicht nur am Parkplatz, sondern auch auf dem Weg und am Gipfel staunende Gesichter“, erinnert sich Mareike. Nur ein paar Tage vor dieser weiblichen Invasion hatte sie in der Facebook-Gruppe der „Munich Mountain Girls“ Frauen gesucht, die Lust haben würden, sie auf dieser Tour zu begleiten. Die Resonanz war überwältigend. An besagtem Morgen im Spätsommer des Jahres 2021 trafen sich ältere und jüngere, bergerfahrene und weniger erfahrene Frauen auf einem Wanderparkplatz im Graswangtal, um 850 Höhenmeter später gemeinsam Gipfelbrotzeit zu machen. 

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Kaddi und Lina beim Freeriden im Montafon

„Munich Mountain Girls“ auf Facebook

Bergbegeisterte Frauen, die sich mit Hilfe einer Facebook-Gruppe zu Touren verabreden – das geschah hier nicht zum ersten Mal. Ende 2016 hatte Christine Prechsl die Munich Mountain Girls ins Leben gerufen. Selbst bergverliebt (ob zu Fuß, mit dem Rennrad oder in Laufschuhen), hatte sie das Bedürfnis, ihre Leidenschaft teilende Münchnerinnen im Internet vorzustellen, sie miteinander zu verknüpfen und gegenseitig zur Inspiration anzuregen. So startete sie den Instagram-Account @munichmountaingirls und begann, Bilder bergbegeisterter Frauen zu teilen.

Ein Blog folgte, dann die Facebook-Gruppe, die für Berg(sport) liebende Frauen allen Alters offen ist. Mittlerweile sind die Munich Mountain Girls zu einer Community von gut 12.000 Frauen angewachsen, deren Mitgliederinnen nicht nur aus München, sondern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum  kommen. Leistungssportlerinnen sind dabei, genauso wie Bergneulinge, die Tourenpartnerinnen für erste kleine Schritte suchen. Erfahren, unerfahren, ängstlich, mutig, groß, klein, jünger, älter, neugierig, vorsichtig – das Leistungsniveau und die Lieblingssportart sind egal. Die Liebe zu den Bergen ist‘s, die zählt – und so erfreut sich auch die Bergmami-Gruppe großer Beliebtheit. 

Bianca, Stefanie und Lisa beim Aufstieg auf den Großglockner.

#bergfreundinnen lautet die Mission

Die „Girls“ kommunizieren nach wie vor hauptsächlich über Facebook, die Themen sind vielfältig: Tourenplanung, Equipmentfragen, Flohmarkt, Ermutigung, Ideenaustausch, Fahrgemeinschaften bilden, Freundinnen finden. Und wer Lust hat, ihr Thema – sei es Skitour, Hochtour, Langlauf oder Trailrunning – bei einem Getränk zu besprechen, kann einen Stammtisch auf die Beine stellen oder an einem der liebevoll organisierten Stammtische teilnehmen (derzeit meist remote, doch wenn die Corona-Bestimmungen erlauben, gern auch im Park oder Wirtshaus). So kommen die Berge in die Stadt – bei Käsespätzle und Nussschnaps. Und am Wochenende danach geht es mit der neuen Stammtischbekanntschaft auf Tour. #bergfreundinnen lautet die Mission.

Wie sehr die Munich Mountain Girls für Berge brennen, kann man seit über einem Jahr im Podcast „Bergfreundinnen“ (überall da, wo es Podcasts gibt) hören, den die Community zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk entwickelt hat. Monat für Monat geht es um Themen, die bergliebende Frauen beschäftigen – von Achtsamkeit bis Zyklus, von Al-penüberquerung bis Neuanfang. 

Bianca, Stefanie und Lisa beim Aufstieg auf den Großglockner.

Bildband für bergsportbegeisterte Frauen

Ein opulenter Bildband ist zudem im Sommer 2021 im Münchner Prestel Verlag erschienen, der unter dem Titel „Mountain Girls“ genau das abbildet, was die Community ausmacht: Alle Girls, die Berge lieben, sind Mountain Girls. Texte aus und über die Community finden sich dort. Übers Berggehen mit Kind, ohne Kind, vegan oder mit Wurstsemmel, Berge als Liebe des Lebens, als Fluch und Segen, als Arbeitsumfeld, Energiespender, Reflektionsort und Sportgerät. „Es ist ein Buch, das in keinen Wanderrucksack passt, aber dafür perfekt in einen regnerischen Tag auf der Couch, um dann in der nächsten Gutwetterphase frisch inspiriert wieder losstarten zu können“, sagen die Autorinnen.

Eine so große Community zu verwalten, Podcasts und Bücher zu machen und die Kooperationen mit Outdoormarken, Tourismusregionen und Kursanbietern ins Leben zu rufen und umzusetzen, ist mittlerweile nicht mehr von einer Person allein zu bewältigen. Neben Christine sind es sechs Frauen, die sich mit ihrer Berg-Leidenschaft, ipersönlichen Können und beruflichen Schwerpunkt in die Gruppe einbringen. Auch sie üben die unterschiedlichsten Bergsportarten aus, dennoch haben sie eine starke Gemeinsamkeit: Sie alle haben Spaß in den Bergen und setzen sich motiviert dafür ein, dass es möglichst vielen Frauen genauso geht. 

Die perfekte Bergtour – gerne ohne Männer

Zusammen unterwegs sein hilft über Grenzen hinweg, lässt anders genießen als allein, der Austausch bringt neuen Input in den Alltag und nicht wenige Frauen haben über die Munich Mountain Girls nicht nur zu neuen Bergsport-Leidenschaften, sondern auch zu engen Bergfreundschaften gefunden. „Die sind sicher alle besser als ich“ zählt nicht, denn unter 12.000 Frauen findet sich sicher mindestens eine, die die gleichen Vorstellungen von der perfekten Bergtour hat. Oder auch 30, wie in den Ammergauer Alpen, das kann man vorher ja nicht zwingend wissen. 

Natürlich sind bei Touren der Moun tain Girls auch immer mal wieder Männer dabei. Deutlich spürbar ist aber, dass bei reinen Frauen-Touren der Vibe ein anderer ist. Frauen pushen sich gegenseitig anders, wenn sie unter sich sind, trauen sich andere Dinge zu, fordern sich vielleicht entspannter. Und dadurch, dass in der Munich-Mountain-Girls-Community alle Leistungsstufen sämtlicher Bergsportarten abgedeckt sind, ist es eine große Gelegenheit, sich „mitnehmen zu lassen“ zur nächsten Herausforderung.