Diese Reise Anfang 2016 hatte nur ein Ziel: Nordlichter fotografieren. Doch dabei kam es erstens anders, zweitens als wir dachten – drittens war´s uns egal. Geplant war ursprünglich eine winterliche Skitour über den Kungsleden im Norden Schwedens. Und nachdem die Lofoten quasi um die Ecke liegen, hätten wir uns danach dort noch ein bisschen entspannt. Durch ein Unglück von Andi Altmaier mussten wir uns neu sortieren. Davon wollten wir uns die „Neujahrsreise“ aber nicht vermiesen lassen.

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Andreas Altmaier
Fotos: Andreas Jacob

Die Vorsätze waren klar: Wir wollten es kälter als -30 Grad haben und Nordlichter sehen (diese wurden uns im Vorjahr auf Island verwehrt). Also entschieden wir uns, nach Tromsö zu fliegen, die Lofoten zu besuchen und dann über Kiruna und Karesuando wieder zurückzufahren. 

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Andreas Jacob
Fotos: Andreas Jacob

Lofoten in der Polarnacht – das perfekte Licht, um Nordlichter zu fotografieren

Ich denke, die Lofoten sind Wunsch eines jeden Fotografen (zumindest derjenigen, die sich für Landschaft interessieren). Denn es ist dort einfach atemberaubend schön – vor allem in der Polarnacht. Und nein, es ist dort nicht ständig stockfinster! Es herrscht schlicht über 6 Stunden das perfekte Fotolicht. Im Grunde genommen ist es, zumindest Mitte Janaur, ein sehr lang andauernder Sonnenauf- bzw. Untergang.

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Von Tromsö ging es mit einem bespikten Jeep Richtung Reine, das fast am Ende der Lofoten liegt. Auf der Fahrt dorthin verloren wir unser Herz schon an das Land – und erreichten am ersten Tag schon unsere -33 Grad. Warum das für uns so wichtig ist? Es gibt keinen rationalen Grund. Aber wir lieben die Kälte und wollten sie einfach direkt erfahren, erleben und erfühlen.

In Reine fanden wir für drei Tage Unterschlupf in einer zur Ferienwohnung umgebauten Fischerhütte und lernten dort die erste Skurrilität kennen: Die Norweger lassen bei den eisigen Temperaturen das Wasser ständig laufen – damit die Leitungen nicht einfrieren.

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Nordlichter fotografieren von Tromsö über Reine und Kiruna

Bereits bei der Ankunft dort sahen wir die ersten Nordlichter. Ein unglaublische Schauspiel, das sich zum Glück am nächsten Tag nochmal wiederholen sollte. Wir waren doch schon ein gutes Stück unterwegs gewesen und froh, dass wir endlich in unserer Unterkunft ankamen.

In diesen drei Tagen fuhren wir die Küste auf und ab, hatten den wohl besten Räucherlachs auf Knäckebrot und ließen es uns nicht nehmen, in der dünn besiedelten Gegend alle paar Meter stehenzubleiben, um die grandiose Landschaft zu genießen. Abends zogen wir dann immer los, um die Polarlichter zu jagen. Tatsächlich, ein weiteres Mal hatten wir Glück und und sogen die magische Stimmung, natürlich mit einem eiskalten Bier in der Hand, auf.

Wir brachen weiter Richtung Kiruna auf, die nördlichste Stadt Schwedens und eine der größten Eisenminen. Da die Mine aber stetig wächst, muss die gesamte Stadt bis 2040 um fünf Kilometer verlegt werden. Die Einwohner nehmen es gelassen auf. Schließlich lebt die Stadt von der Mine. Und natürlich, was macht man bei einem Männertrip in einem Land, dass so dünn besidelt ist? Klar, mit Snowcats durch die Wälder jagen und die Aussicht von einem Berg auf Kiruna genießen. Solange man bei Schnee, Eis und -20 Grad von Genuss sprechen kann. 

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Elche auf der Schneeschuhtour bei Nikkalokta

Nach dem kurzen Abstecher in der Stadt zog es uns nach Nikkaloukta zu einer Schneeschuhtour durch die Birkenwälder. Dort konnten wir das erste Mal unser Equipment richtig testen. Der Weg dorthin, das ist zugleich ein kleiner Geheimtipp, wird auch Elchstraße genannt. Dort braucht man nicht lange zu suchen und sieht rechts und links Rentiere und Elche in freier Wildbahn. Was für imposante Tiere!

Das eigentliche Ziel dieses Tages lag allerdings bei Mertajärvi nahe Karesuando an der finnischen Grenze. Dort hatten wir über Airbnb ein Haus gebucht – mit Rentierfellen vor und einer Sauna im Haus – und antiken Ski zur freien Verfügung. Zudem gab es noch frei Haus  -37 Grad. Wow, da friert selbst das Bier am Lagerfeuer innerhalb von 10 Minuten ein. Genau das, was wir uns gewünscht hatten.

Tags darauf war es selbst mit ein wenig Sonnenlicht nicht wärmer und so schnappten wir uns die Ski und machten eine mehrstündige Tour über die gefrorenen Seen und genossen die Kälte und die Ruhe. Die durchgefrohrenen Zehen wärmten wir uns dann bei ein paar Saunaaufgüssen wieder auf. Und feierten ein letztes Mal die Polarlichter, die uns fast die ganze Reise begleitet hatten.

Voll mit unfassbaren Eindrücken ging es auf der finnischen Seite zurück Richtung Tromsö. Ein letzter Burger und ein letztes, sündhaft teures Bier warteten auf uns…

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