Extended Reality erobert langsam, aber sicher den Freizeit- und Tourismussektor. Was ermöglichen die Zukunftstechnologien – und bedeuten sie Fluch oder Segen? Logisch, Tipps zum Ausprobieren haben wir auch.
Klingt doch spannend: in vergangene Zeiten und ferne Orte eintauchen, ohne sich auch nur einen Zentimeter bewegen zu müssen; spielerisch Wissen anhäufen oder die reale Welt mit digitalen Attraktionen bereichert genießen… Dies und vieles mehr ermöglicht das Phänomen der sogenannten Extended Reality, also die Erweiterung der Realität durch computergenerierte Informationen, Objekte und Umgebungen. Entsprechende Technologien breiten sich mehr und mehr aus im Freizeit- und Tourismusbereich – Grund genug, sich das mal genauer anzuschauen.
Extended Reality – was ist was?
Beginnen wir mit einer kurzen Begriffskunde: Unter Virtual Reality (VR) versteht man eine durch und durch digital erstellte Welt, in die man mithilfe einer speziellen Brille eintauchen kann. Das bedeutet: Wir setzen ein Headset auf – und schon stehen wir auf dem Gipfel des Mount Everest, schwimmen im Ozean oder duellieren uns als Jedi-Ritter mit ein paar Stormtroopern; alles, ohne wirklich physisch den Ort wechseln zu müssen. Dank bewegungssensitiver Controller können wir uns in diesen virtuellen Welten frei bewegen und mit ihnen interagieren, beinahe so, als wären wir wirklich dort.
Augmented Reality (AR) dagegen legt digitale Elemente über die echte Welt, wie computergenerierte Sticker quasi. Wir schauen dabei auf unser Smartphone oder durch spezielle AR-Brillen, um – wie von Wunderhand gemalt – virtuelle „Zusätze“ zu erblicken. Das können einfache Texteinblendungen sein, historische oder künftig geplante Bauwerke, ausgestorbene oder scheue Tierarten – im Grunde alles, was die Umgebung beziehungsweise unser Wissen darüber bereichert. Die Realität bleibt dabei sichtbar, sie wird lediglich um spannende, informative oder spielerische interaktive Inhalte ergänzt.
Der Vollständigkeit halber sei auch die sogenannte Mixed Reality erwähnt, also Umgebungen, in denen nicht nur reale und virtuelle Objekte in Echtzeit miteinander interagieren können – auch wir als Anwender:innen können auf die realen sowie virtuellen Komponenten Einfluss nehmen. Damit aber genug der Theorie – wie wärs mit ein paar Beispielen?
Hier kann man eintauchen
In Ravensburg etwa verschmelzen Stadterkundung, spielerische sowie Augmented-Reality-Elemente zu einem interaktiven Abenteuer. An jeder Sehenswürdigkeit erwarten Besucher:innen digitale Rätsel und Geschichten, die nicht nur auf zwanglose Weise Wissen vermitteln, sondern überdies Rabatte in lokalen Geschäften und Gastronomien versprechen – so macht ein Stadtbummel gleich noch mehr Spaß!
Die Archäologische Staatssammlungin München macht Geschichte spielerisch erlebbar: Während der Augmented-Reality-Schatzsuche „Spiel der Schlange“ gehen (vor allem junge) Besucher:innen mittels Leih-Tablet auf virtuelle Entdeckungsreise – unterstützt von zwei römischen Helferlein und mit kleiner Belohnung am Schluss. Obendrein ermöglicht eine innovative „Web-Experience“ eine virtuelle Reise in die Welt der Kelten.
Apropos München und Zeitreise: Eine Virtual-Reality-Attraktion entführt Teilnehmende im Rahmen innovativer Stadttouren zu Fuß in das München vergangener Jahrhunderte. Ausgestattet mit VR-Brillen tauchen Gäste in 850 Jahre Stadtgeschichte ein – von den ersten Siedler:innen bis hin zu den glanzvollen Zeiten von Märchenkönig Ludwig II. Die Touren zeichnen sich durch die detailgetreue Darstellung der historischen Orte und Ereignisse aus und machen die vergangenen Epochen realistisch erlebbar. Besonders für Kinder und Jugendliche ein spannender, weil interaktiver Zugang zur Geschichte der Landeshaupstadt. (Achtung: Diese Touren werden erst wieder ab Frühjahr 2026 angeboten.)
Neue Realitäten zwischen München, Rosenheim und Tirol
Als interaktiv und spektakulär zugleich präsentiert sich ein Highlight in Münchens Botanischem Garten – genauer gesagt im BIOTOPIA Lab, jenem dynamischen Experimentier- und Ausstellungsraum, der die Wartezeit aufs neue Naturkundemuseum verkürzen soll. Hier wartet als eine Attraktion der immersive VR-Flugsimulator Birdly(siehe Titelfoto). Damit kann man als Adler über die schönsten Landschaften Bayerns fliegen, als Flugsaurier im Jurazeitalter über die Landschaft segeln, als Meeresschildkröte ein Korallenriff durchqueren oder als Schmetterling durch eine Blumenwiese flattern.
Auch Rosenheim setzt seit kurzem auf Augmented Reality, um den Stadtführungen einen ganz neuen Twist zu geben. Vier Stationen in der Innenstadt laden zum digitalen Entdecken ein. Alles, was man braucht: ein Smartphone oder Tablet, Internetzugang (zum Beispiel übers kostenlose City-WLAN), eine kostenlose App – und schon lässt sich am Ludwigsplatz das 1865 abgerissene Inntor wieder bewundern, wahlweise als Mini-Modell oder in Originalgröße. Wer möchte, blickt aus luftiger Höhe vom Kirchturm von Sankt Nikolaus über die Stadt – ganz ohne die Waden strapazieren zu müssen. Street-Art-Fans lassen sich im Esbaumviertel vom digitalen Avatar des Künstlers Mister Woodland sein dort beheimatetes „Transit Art“-Projekt erklären. Und auch vor dem Rosenheimer Rathaus wirds interaktiv: Die Rosenheim Cops unterbrechen ihre Ermittlungsarbeit für ein virtuelles Erinnerungsfoto.
Auch ein tolles Ausflugsziel: Bad Tölz
Ein Blick hinüber ins Nachbarland: Wer sich für das alpenländische Leben und insbesondere die Historie Tirols interessiert, sollte „Experience Tirol“ besuchen. Hier geht es in fünf Hightech-Räumen auf eine virtuelle Zeitreise durch die Geschichte der Region – inklusive fotorealistischer 3D-Bauten, historischen Figuren und sogar Duft- und Wind-Effekten. Ein multisensorisches Erlebnis, das Geschichte lebendig und buchstäblich spürbar macht. Ein neues, faszinierendes Projekt ist kürzlich in Serfaus-Fiss-Ladis gestartet: Auf dem Wildtierweg in Fiss können Wandersleute über eine kostenlose App heimische Tiere wie Steinbock oder Adler in ihrer natürlichen Umgebung beobachten – virtuell versteht sich, und damit ganz ohne die scheuen Tiere zu stören. Gedacht ist das Projekt als innovatives, familienfreundliches Erlebnis, das Natur und Digitalisierung harmonisch verbinden soll.
Harmonie – ein gutes Stichwort! Was ist zu halten von diesen Entwicklungen? Bereichern die Technologien unsere Freizeit? Machen sie den Aufenthalt an Urlaubsorten attraktiver? Das Bayerische Zentrum für Tourismus gibt sich optimistisch. So zeigen verschiedene Studien, dass VR unsere Reiseziele lebendig machen kann, noch bevor wir buchen. Ganz nach dem Motto: Ciao Reisekatalog, servus VR-Brille. Statt zu blättern, sitzt man zuhause im Sessel, macht eine virtuelle Stadtrundfahrt oder erkundet eine ferne Region. Dabei scheint das virtuelle Erlebnis die tatsächliche Reise (noch) nicht zu ersetzen, sondern einerseits Fernweh zu wecken, andererseits schon vorab ein besseres Gefühl für das Ziel sowie Vertrauen ins Vorhaben zu wecken.
Und wie finden wir das nun?
Und: „AR-Informationssysteme können Touristen dabei helfen, wertvolle (Echtzeit-)Informationen zu erhalten und ihr Wissen über eine touristische Attraktion oder ein Reiseziel zu verbessern, während sie gleichzeitig das touristische Erlebnis verbessern und ein erhöhtes Maß an Unterhaltung während des gesamten Prozesses bieten.“ Vor Ort können AR-Anwendungen helfen, Geschichte, Kunst und Natur mit ganz neuen Sinnen zu entdecken.Das macht Ausflüge nicht nur spannender, sondern auch nachhaltiger. So könnten uns Mixed-Reality-Entwicklungen in die Lage versetzen, besonders empfindliche Objekte beziehungsweise Regionen virtuell besuchbar oder spürbar zu machen. Auf diese Weise könnte ein neues Gefühl der Authentizitätserfahrung entstehen (hurra, ich habe die Mona Lisa berührt), gleichzeitig würden empfindliche touristische Ziele besser geschützt (hurra, der Mount Everest atmet auf).
Eins steht fest: Science- Fiction sind VR und AR schon lange nicht mehr. Sie sind spannende Bausteine für die Zukunft von Freizeit und Reisen. Sie erschaffen neue Formen des Erlebens, der Inspiration und der Begegnung. Sie öffnen neue Türen, machen Kultur und Natur zugänglicher und können ohne Zweifel das Erlebnis vor, während und nach einem Ausflug bereichern. Eins kann der Blick durch die virtuelle Brille aber nicht: soziale Interaktion ersetzen oder den Nervenkitzel eines echten Abenteuers – die frische Bergluft, den Duft satter Almwiesen, die Wärme der Sonnenstrahlen und das Kitzeln des Windes auf der Haut. Wir sind felsenfest überzeugt: Das alles bleibt unvergleichlich.
Mit Material aus Pressemitteilungen unter anderem von Uschi Liebl PR und ProMedia