Mit ihrer Kaffee- und Brotzeit-Bar „Wiggerl Siebzehn.“ haben die beiden Gründer ästhetisch und kulinarisch ein Kleinod geschaffen. 

Sie sind ein schönes Erbe angetreten, der Rüther Boris und der Semmler Johannes. Durch die Räumlichkeiten, in denen die beiden Gastronomen ihre Kaffee- und Brotzeit-Bar angesiedelt haben, weht der Geist der altehrwürdigen Bäckerei Freiberger, über Generationen hinweg eine Institution in und um Amerang, jenem schmucken Örtchen im Nordosten des Landkreises Rosenheim. Doch als „schmuck“ erweist sich nun auch dieser „Wiggerl Siebzehn.“, der zwar an der Wasserburger Straße 6 liegt, seine „Hausnummer“ aber keck vom älteren Zwillingsbruder aus Traunstein mitgebracht hat. Ebenfalls mitgebracht haben Boris und Johannes ihr Konzept. Der Fokus liegt auf einer angenehmen Stimmung und einer guten Zeit für die Menschen, die das „Wiggerl Siebzehn.“ besuchen. Im Mittelpunkt steht das Gastgeben. „Wir wollen das gute Gefühl vermitteln, willkommen zu sein.“

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Lieferanten und Produkte sind handverlesen

Neben diesem Gefühl sorgen ein paar spürbare Fakten wie etwa die handverlesene Auswahl der Rohstoffe für unvergessliche Genussmomente. Das Brot stammt vom Rosenheimer Bio -Bäcker Wolter; den Bauern-Käse kaufen die Feinschmecker gleich dort ums Eck, am Grünen Markt; die Milch liefern „frischgezapft“ die Pidinger Bergbauern; Erbsensprossen holt sich der Boris von der Jollinger Erzeugergenossenschaft; mit Gemüse deckt er sich größtenteils am Asen Hof aus Söchtenau ein; Schinken, Bresaola und Salami reifen im Meran – zusammengefasst: „Wir wählen unsere Lieferanten und deren Produkte achtsam und sorgfältig aus.“ 

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Die guten Gaben werden in der Küche zu kleinen kulinarischen Kunstwerken verarbeitet. Aufs Brot kommen hausgemachte Aufstriche, frischkäse-, bohnen- oder kartoffelbasiert, je nach Saison und Laune. Boris wandelt dabei nicht nur durch unterschiedliche Kulturkreise, er setzt auf den Tellern (und in der Folge auf der geneigten Zunge) obendrein überraschende Akzente. Das geschmorte und insbesondere das fermentierte Gemüse zeugen von einer immensen Kreativität und hohem handwerklichen Geschick. 

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Das „Wiggerl Siebzehn“ zum Wohlfühlen

Apropos Handwerk: Um eine möglichst ehrliche, authentische und unverwechselbare Atmosphäre zu schaffen, haben sich die zwei Väter des Wiggerl sogar selbst in die Werkstatt gestellt und aus Ahorn diese schlichten, doch betörenden Brotzeitbrettl gesägt, gehobelt, geschliffen und geölt. Einziger „Wermutstropfen“: Die schönen Teile sind unverkäuflich, da lassen die beiden nicht mit sich verhandeln! Immerhin, wer sich von der schwarzen, den Händen schmeichelnden Keramik begeistern lässt, könnte sich zumindest die nach Hause holen. Die Haager Künstlerin Angelika Lipp hat das feine Geschirr geschaffen. Mithilfe weiterer (Kunst)-Handwerker haben Boris und Hannes eine rundum sinnliche, ästhetisch zwar anspruchsvolle, doch dabei überhaupt nicht aufdringliche Welt geschaffen. Alpine und urbane Elemente, alt und neu ergänzen sich. Naturstein, Holz und Metall sind die dominierenden Materialien, die für ein Ambiente sorgen, in dem sich Besucher*innen unweigerlich wohlfühlen. „Es muss echt sein“, bringt Hannes die Philosophie auf den Punkt. 

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Neben dieser Authentizität zelebriert das „Wiggerl Siebzehn.“ auch eine durchaus riskante Diversität. Riskant, weil die Besucher*innen nie so richtig wissen, was sie heute erwartet. So brühen die beiden zum Beispiel bewusst nicht tagein tagaus den gleichen Kaffee. „Das wäre uns zu monoton.“ Stattdessen arbeiten sie mit befreundeten Röstern, die allesamt auf ihre individuelle Art und Weise exzellente Kaffees liefern – aus Äthiopien, Brasilien, Mittelamerika, aus dem pazifischen und asiatischen Raum. Sicher, geben Boris und Hannes zu, in mancher Hinicht widerspricht das Wiggerl Siebzehn der gewohnten Marktpraxis. Doch genau das ist ja der Punkt: „Wir pfeifen auf gleich, wir wollen gut!“