Mit senkrecht schwimmenden Skiern im Speicherteich beweisen die Bergbahnen Wilder Kaiser ihren mutigen Umgang mit kritischer Kunst zum Thema Klimaschutz.

Der Speichersee am Hartkaiser verwandelte sich Anfang Mai in einen skurril-ästhetischen Blickpunkt, der Fragen aufwirft. Rund 280 Skier ragen aus dem künstlichen See. Eine Kunstinstallation und kritische Auseinandersetzung meeeit dem Klimawandel von Lois Hechenblaikner und gleichzeitig ein mutiger Schritt der Bergbahnen Wilder Kaiser, wie der Künstler betont. Die Installation ist eine der vier zur Umsetzung ausgewählten Werke der Initiative „Kunst im öffentlichen Raum Tirol 2025“. Ein Kunstprojekt, das auch die Aufmerksamkeit von Landeshauptmann Anton Mattle erregte. „Kunst kann Denkräume schaffen – und Tirol ist ein Ort, an dem solche Räume offenstehen.“

Der Künstler: Fotograf Lois Hechenblaikner.
Fotos: Lois Hechenblaikner

Skier gehören zum „Alltag“ hier am Hartkaiser in Ellmau auf 1.550 Metern. Zumindest im Winter. Doch jetzt im Sommer? Und noch dazu nicht auf der Piste, sondern senkrecht schwimmend im Speichersee Hartkaiser. Die Installation ist dabei keine neue Attraktion von Ellmi´s Zauberwelt, wie man vermuten könnte, sondern prämierte Kunst. „Schnee von morgen“, so der Titel des Werks von Lois Hechenblaikner. „Lois fragte bei uns an, ob wir seiner Kunstinstallation einen Platz zur Umsetzung ermöglichen könnten. Es ging um den Wettbewerb „Kunst im öffentlichen Raum Tirol 2025“ mit dem Thema „Störfaktoren“, die im Moment der Störung ihr Potenzial entfalten und dadurch neue Räume öffnen“, so Johannes Winkler, Geschäftsführer der Bergbahnen Wilder Kaiser, zum Ausgang des Projekts. „Die Speicherteiche sind eine Kompensationsmaßnahme zum Ausgleich des Schneemangels aufgrund des Klimawandels. Allerdings sind diese Teiche so gut in die Landschaft integriert, dass sie, wie hier in Ellmau, einen idyllischen Teil der Landschaft darstellen. Die aufragenden Skier dienen als Ausrufezeichen, um zu vergegenwärtigen, dass Skifahren unmittelbar vom Vorhandensein des Schnees abhängt“, erläutert dazu der aus Reith im Alpbachtal stammende Künstler. „Das Ganze ist keine Anklage der Skigebiete, denn wir alle tragen zum Klimawandel mit unserem Lebensstil bei. Nur zeigt sich das sich ändernde Klima bei uns in Tirol wohl am offensichtlichsten in den Skigebieten. Umso mutiger sind für mich die Bergbahnen Wilder Kaiser, dies nicht zu verdrängen, sondern dazu zu stehen und eine derartige kritische Installation zuzulassen“, ergänzt Lois Hechenblaikner. Johannes Winkler betont, dass es für ihn sehr schnell klar war, dem Kunstprojekt im Speichersee eine „Heimat“ zu bieten. „Wir haben gesagt, wir machen mit, weil wir uns trauen, uns kritischen Fragen zu stellen. Wir lassen kritische Erörterungen zu, leugnen den Klimawandel nicht. Seien wir ehrlich, ohne Beschneiung ist Skifahren kaum mehr möglich.“ 

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Der Landeshauptmann gratuliert

Die Installation erreichte inzwischen auch auf politischer Ebene Aufmerksamkeit, so äußerte sich allen voran Landeshauptmann Anton Mattle zu den Skiern im Speicherteich. „Tirol lebt von und mit den Bergen – der Schnee gehört zu unserer Identität, zu unserer Landschaft, zu unserem Lebensgefühl. Doch gerade in den Bergen spüren wir auch besonders deutlich, wie sehr sich unser Klima verändert. Das Projekt Schnee von morgen bringt diese Realität künstlerisch zum Ausdruck und regt dazu an, über unsere Zukunft nachzudenken – über das, was wir bewahren wollen und was wir verändern müssen. Ich danke Lois Hechenblaikner, der Kulturinitiative KÖR Tirol und allen Beteiligten für diesen wichtigen Beitrag zu einer bewussten und verantwortungsvollen Auseinandersetzung mit dem, was uns als Gesellschaft bewegt. Kunst kann Denkräume schaffen – und Tirol ist ein Ort, an dem solche Räume offenstehen.“ Ein Punkt, dem Landesrat Mario Gerber absolut zustimmt. „Tirol ist eine der führenden Tourismusregionen Europas und gleichzeitig ein Ort, der zum Innehalten und Weiterdenken einlädt. Mit Schnee von morgen verbindet Lois Hechenblaikner Kunst und Tourismus auf ganz besondere Weise und eröffnet neue Perspektiven auf unseren Lebens- und Wirtschaftsraum. Tirol zeigt damit einmal mehr, dass hier nicht nur Erholung, sondern auch ein Raum für gesellschaftliche Impulse und künstlerische Auseinandersetzung zu finden ist.“ Lois Hechenblaikner selbst befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit den „Hinterbühnen des Tourismus“ wie er die notwendigen Maßnahmen für den Fremdenverkehr bezeichnet. „Tirol verzeichnet jährlich über 50 Millionen Nächtigungen. Um dies zu stemmen, benötigt es eine perfekte Arbeit im Hintergrund und dazu gehört inzwischen eben auch die Produktion von Kunstschnee.“

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Probeschwimmen im Achensee

„Skier haben mich aufgrund ihrer Ästhetik immer schon fasziniert. Diese einfach wegzuwerfen, war für mich nicht tragbar und so suchte ich nach einer zweiten, neuen Nutzung auf künstlerischer Ebene“, erklärt Lois Hechenblaikner, dessen Skisammlung über die Jahre anwuchs. 2024 startete er mit ersten Schwimmversuchen am Achensee. Die Skier ragen dazu zu drei Vierteln ihrer Länge aus dem Wasser heraus, sind einerseits mit Schwimmern versehen, andererseits durch vier Meter lange Holzlatten verlängert, die über ein Seil mit am Grund liegenden, mit Innkies gefüllten Netzsäcken verbunden sind. Über drei Wochen hinweg wurden die Skier schließlich vom Künstler und zwei Helfern am Speichersee zum Schwimmen gebracht. „Gerade die Stabilität war aufgrund der möglichen hohen Windgeschwindigkeiten wichtig. Inzwischen haben sie schon Böen von bis zu 70 km/h unbeschadet überlebt“, freut sich Lois Hechenblaikner, der von seinem Werk genauso begeistert ist wie die Kunstwelt. „Spannend wird Kunst, wenn man auf hochästhetische Weise ein Bild erschafft, das zum Nachdenken anregt. Keine platte Konfrontation oder Anklage, sondern ein Bewusstmachen.“ Ein Hingucker sind die Skier im Speichersee auf jeden Fall. Ein filigranes, sich wandelndes, buntes Bild inmitten des beliebten Wandergebiets, senkrecht schwimmend in dem Schnee von morgen. 

Pressemitteilung Gmedia