Mit seinem „Hoppebräu“ will Brauer Markus Hoppe bayerischen Biertrinker*innen den Geschmack der großen, weiten Welt nahebringen.

Es passt halt einfach brutal gut, das muss man dem Hoppe Markus neidlos zugestehen. Dieser vogelwilde Werdegang, diese teufelswilde Erfolgsgeschichte, dieser wilde Hund – das alles so sakrisch clever in eine Unternehmensphilosophie zu gießen, das macht ihm so schnell keiner nach. Überhaupt: Wie schnell aus diesem halblegal in der elterlichen Garage brauenden Jungspund ein überregional anerkannter Braumeister wurde, das muss man sich am besten in aller Ruhe begreiflich machen. Kurioserweise liegt ja gerade darin die Hoppesche Kraft: in der Ruhe, obwohl diese Brauerei am Rande von Waakirchen, im westlichen Landkreis Miesbach, ein irres Tempo vorlegt. Zumindest rein äußerlich, was das Wachstum und die immer neuen Ideen angeht. Nächstes Jahr zum Beispiel, da wird im zweiten Stock, direkt über der Produktion, ein Brauerei-Apartment bezugsfertig sein.

Eine richtig hochwertige Ferienwohnung für Bierliebhaber*innen ist geplant; mit zwei großen Schlafzimmern, edler Küche, Glastürkühlschrank in der Dusche, freistehender Badewanne mit Blick auf Benediktenwand und als Krönung mit einem Bullauge im begehbaren Kleiderschrank, das den Blick hinunter in die heiligen Hallen freigibt, wo es entsteht, das längst legendäre Sortiment des „Hoppebräu“. Denn angeschlossene Gastronomie hin, Apartment her – Kerngeschäft ist und bleibt schließlich das Brauen.

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Markus Hoppe lernte bei den Maxlrainern

Gelernt hat Markus das Handwerk im Nachbarlandkreis Rosenheim, bei den Maxlrainern. Um zu verstehen, was wirklich in Bier steckt – beziehungsweise stecken könnte – musste der frisch ausgelernte Geselle allerdings in die große, weite Welt aufbrechen. Laut Markus verhält es sich nämlich so: „In der Ausbildung bekommt man erklärt, dass wir Bayern das beste Bier der Welt brauen. Und ja, wir mögen das beste Helle haben, das beste Dunkle, das beste Weißbier – aber dann hört‘s halt auch schon auf.“ Soll heißen: Abseits dieses Triumvirats herrsche hierzulande die mickrigste Biervielfalt, die man sich nur vorstellen kann. Dieses Licht ist dem Markus auf Mauritius aufgegangen, wohin es den 22-jährigen Burschen vor gut zehn Jahren schlappe drei Tage nach der Gesellenprüfung verschlagen hat.

Die Geschichte wurde wahrlich oft genug erzählt, darum in aller Kürze: Sein Braumeister hatte gehört, dass einer befreundeten Brautechnik-Firma der Experte abgesprungen war, der in ihrem Auftrag auf jener Sehnsuchtsinsel im indischen Ozean eine Brauerei in Betrieb nehmen sollte; Sudhäuser und die ganze Technik aufbauen; Personal schulen, das ganze Programm. Markus durfte einspringen und entscheidend beitragen, die „Flying Dodo Brewing Company“ aus dem Sand zu stampfen, eine kleine, kreative Craft Beer Brauerei. Deren Chef, ein Mauritier namens Oscar, hatte in Bamberg und Kalifornien studiert und öffnete Markus die Augen für das Thema der Bierdiversität.

Die heimische Bierszene erweitern

Überspringen wir die Monate, in denen Markus (teils mithilfe der mitgereisten damaligen Freundin und heutigen Ehefrau) zwar bis weit in die Nacht Tanks schrubbte, dafür in jeder freien Minute aufs Surfbrett klettern konnte. Zurück in Waakirchen war klar: Er würde schnellstens den Meister machen und eigene Biere brauen. Innovative Biere. Biere, die den etwas engen, vielleicht sogar sturköpfigen Geschmacks-Horizont der traditionellen heimischen Bierszene erweitern würden. „Da draußen gibts so viel mehr“, sagt Markus mit Begeisterung in der Stimme und zählt ein paar hierzulande völlig zu Unrecht vernachlässigte Biersorten auf: IPAs (India Pale Ales), New England Style Biere, klassische englische Bierstile… Um die Mission in die Tat umzusetzen, musste sich der „Underground-Brauer“ zunächst auf den Boden der Legalität begeben. Aus der elterlichen Garage gings hinüber ins baulich auch vom Gewerbeamt abgenickte, ehemalige Schlachthaus des heimischen Bauernhofs. Als die Nachfrage schnell die Kapazitäten zu übersteigen begann, wurde Markus zu einem sogenannten Wanderbrauer. Die mieten sich in bestehende Brauereien ein, um dort ihre Rezepte zu brauen.

Hoppebräu am Ortsrand von Waakirchen

Es begann eine Kräfte zehrende Zweigleisigkeit. Hauptberuflich arbeitete Markus in einer Bad Tölzer Brauerei, wo er die Frühschicht schob, nachmittags braute er eigenes Bier. Und statt die spärliche Freizeit zu genießen, kümmerte er sich um Vertrieb und Auslieferung. Auf Dauer natürlich ein unhaltbarer Zustand! Markus sagte sich: hopp oder top – und entschied sich für top. Heute thront Hoppebräu am westlichen Ortsrand von Waakirchen und gehört zum Stolz der 5.500-Seelen-Gemeinde. Ein schmucker Holzbau, repräsentativ direkt an der Hauptstraße gelegen, in dem sich rechterhand die „Zapferei“ befindet, eine Gastronomie, die das urige Flair bayerischer Wirtschaften mit dem lässigem Ambiente englischer Pubs verbindet. Draußen, im Biergarten, blicken Gäste ins Gebirge, auf Rechelkopf und Benediktenwand; drinnen kann man sich kulinarische Köstlichkeiten und natürlich die Hop-peschen Biere schmecken lassen.

Der Clou: ein Fenster erlaubt es, in die eigentliche Brauerei hineinzuschauen, in das stattliche Sudhaus. Hier reifen die „wuiden“ sowie die klassischen Biere des Hoppebräu in gewaltigen, stets auf Hochglanz polierten Lagertanks heran. Eine Hektoliterzahl zu nennen, wäre verschwendete Liebesmüh‘. Das Volumen steigt stetig. An dieser Stelle dürfte es Sinn machen, Uneingeweihten diese wiederkehrenden Anspielungen auf Markus Hoppes „Wildheit“ zu erklären. Die gründen durchaus im Charakter (schließlich hat ihn schon der Papa als „wuiden Hund“ tituliert), nehmen aber vor allem Bezug auf jene fünf Freunde, für die Hoppebräu binnen kürzester Zeit berühmt geworden ist (freilich ohne auf jene obligatorische Biersorten, siehe oben, saisonale Sude und ei-nige, wie Markus sagt, „Sparifankerl, die wir ständig probieren“ zu verzichten): die wilde Horde, an deren Spitze der „Wuide Hund“ steht, der erste im Bunde. Und der veranschaulicht ganz gut, was Markus anders machen will, was er meint, wenn er sagt, Hoppebräu denke und braue weltoffen.

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Zeit, um zu reifen

Ein wesenlicher Faktor ist die Zeit. Mag schon sein, dass es bei den großen Konzernen heißt: Zeit ist Geld. Bei Markus jedoch heißt es: Zeit ist Bier. „Wir schenken unserem Produkt genug Zeit, um zu reifen“, erklärt der Waakirchener. Das bedeutet: Hoppebräu vergährt kalt, was grundsätzlich länger dauert. Zu-dem lagern sie eiskalt, und zwar locker sechs Wochen. „Des schmeckst – und du bekommst auch nach drei Halben keinen Schädel“, sagt Markus und grinst. Ein weiterer Qualitätsfaktor: die Rohstoff e. Das handhaben sie, wie man es sonst von Winzern kennt, die die Qualität ihrer Weine schon am Feld festlegen. „Hopfen ist sehr terrainabhängig“, sagt Markus. Er hat sich ein paar Erzeuger ausgeguckt, bei denen darf er über die Felder spazieren, schnuppern, fühlen, kosten, und sich schließlich gezielt den besten Hopfen aussuchen. Nicht zuletzt machen Rezeptur und Brauprozess die wilden Biere so unverwechselbar. Man schaue sich besagten „wuiden Hund“ an: Als „aufg‘motztes Helles“ beschreibt Markus den Rudelführer.

Seinen außergewöhnlichen Charakter bekommt er durch die Beigabe eines winzigen Anhauchs von dunklem Malz. Überdies wird er mit Aromahopfen gestopft, dem Hallertauer Mandarina Bavaria, eine Hopfensorte, die zit-rusfrisch schmeckt. Da entfalte sich einerseits, ein Aroma, das Neulinge umhaut, das andererseits den guten, alten Biertrinker nicht verschreckt, so Markus .Halt, einen hatMarkus doch ver-schreckt, gibt er lachend zu. Der Opa war als Kostprobierer vom IPA nicht sonderlich begeistert. Einen „vogelwuiden“ Geschmack habe der Mann der kraftvollen (Alkoholgehalt: 6,9 % vol.), genauso herben wie fruchtigen Kreation bescheinigt, die ihren Geschmack der Kombination aus fünf Hopfensorten verdankt. Markus hats dem Großvater gern verziehen. Der darf weiter das herkömmliche Helle trinken, und der Enkel hat sein IPA nach dem „Urteil“ benannt.

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Die nächsten wilden Unterfangen sind geplant

Zeit, in die Zukunft zu schauen. Die Füße stillhalten konnte Markus schließlich schon immer schlecht. Was also steht an, abgesehen vom Einstieg in die „Hotellerie“ und spannenden Kollaborationen, in deren Rahmen Markus Sude mit gleichgesinnten Brauern ersinnt und auf die Welt bringt. In diesen Tagen zum Beispiel lagert ein Sud der „Brew Age“ aus Wien in einem Tank, im September hat sich ein mexikanischer Braumeister angekündigt, den Markus Bruder (seines Zeichens Destillateurmeister) auf einer Messe kennengelernt hat. „Mein Sortiment ist rund“, sagt Markus Hoppe. Einserseits. Andererseits schickt er Brauer Max bald nach Belgien, zum „Brussels Beer Project“. Dort soll der vom Tegernsee stammende Brauer lernen, belgische und englische Biere zu brauen. Wäre ja ein wildes Unterfangen, wenn Hoppebräu mit den neuen Erkenntnissen nichts anzufangen wüsste!