Liebe Leser*innen,

am Ende eines erneut in vielen Momenten (und nach meinem Verständnis völlig unnötig) aufwühlenden Jahres fehlen mir ehrlich gesagt die Worte. Anstatt Ihnen mit gespielter Fröhlichkeit etwas vorzuschwadronieren, darf ich deshalb ausnahmsweise jemand anderem meinen Platz überlassen, der Ihnen Wichtiges zu sagen hat.

Ich bitte Sie, die folgenden Zeilen von Dr. med. Andreas Schießl, Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen Vereins „PSU-Akut“, der psychosoziale Unterstützung im Gesundheitswesen leistet, mit viel, viel Aufmerksamkeit und Wohlwollen zu lesen. Und falls Sie seine und die Arbeit seiner Kolleg*innen unterstützen wollen – das Spendenkonto finden Sie unten. Haben Sie vielen Dank!

Ihr Christian Topel, Chefredakteur

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte diese Möglichkeit nutzen, um ganz besonderen Menschen zu danken. Menschen, die eine genauso fordernde wie sinnstiftende Arbeit leisten; die keine Helden sein wollen; die einfach nur in Würde und unter fairen Bedingungen ihre Arbeit an und für Mitmenschen ausführen wollen.

Pflegekräfte, Ärzt*innen, Therapeut*innen, Angestellte in Praxen – alle im Gesundheitswesen tätigen Menschen wollen nicht beklatscht werden. Wenn diese freundlich gemeinte Geste ohne spürbaren Nachhall in der realen Arbeitswelt bleibt, tut das eher weh. Vielmehr braucht Ihr ehrliche und anhaltende Wertschätzung – in Form von finanziellen und strukturellen Veränderungen. Und Ihr braucht dringend junge Kolleg*innen, die Eure ursprüngli- che Freude an dem Beruf teilen – unter zukünftig endlich besseren Arbeitsbedingungen!

Im Moment ist er leider notwendiger als je zuvor, doch schon lange vor dieser Pandemie haben engagierte Notfallmediziner*innen unseren Verein „PSU-Akut“ gegründet, um Kolleg*innen aus allen Bereichen der Medizin mentale Unterstützung zu geben. Sicher, Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sind meist empathisch, stark und resilient. Doch auch sie geraten an ihre Grenzen, wenn sie immer wieder mit Tod, Leid, Reanimationen, Komplikationen und anderen Schicksalsschlägen konfrontiert werden. Besonders wenn Kinder beteiligt sind, tun sich auch routinierte Profis schwer, das zu verarbeiten. Genau dann können als Peer ausgebildete Kolleg*innen psychosozial, unbürokratisch, niederschwellig und schnell helfen. Damit Sie gesund bleiben und nicht traumati- siert oder aufgrund der psychischen Überlastung krank werden.

Aber auch jede*r Einzelne*r von Ihnen da draußen kann unsere Helfer*innen unterstützen. Gesten der ehrlichen Solidarität und Dankbarkeit tun gut; noch wichtiger: verzichten wir auf ermüdende Diskussionen über Vorgaben, die das medizinische Personal nicht selbst zu verantworten, aber umzusetzen hat. Zeigen wir Geduld. Blicken wir nicht nur auf die eigenen Interessen, sondern fühlen wir uns uns auch für das Gemeinwohl verantwortlich. Wie können wir die Arbeit von Ärzt*innen und Pfleger*innen noch erleichtern? Ein gutes Vorgehen wäre: Einschränkun- gen solidarisch tragen, wissenschaftlich angeratene Maßnahmen mittragen und unseren Helfer*innen das Gefühl geben, dass wir die Herausforderungen dieser Tage gemeinsam, mit Ruhe, Vernunft und Mut bewältigen wollen.

Als Kolleg*innen der PSU-Akut wollen wir allen Helfer*innen sagen: Falls trotz aller Vorsicht mal etwas schief geht, falls Ihr Euch fühlt, als ginge es nicht weiter: Wir lassen Euch nicht allein! Ihr könnt Euch kostenfrei an unsere PSU-Helpline wenden. Wir helfen auch dabei, ein kollegiales Unterstützungsangebot (Peer-Support) direkt in Euren Organisationen (z. B . Kliniken, Altenheimen) einzuführen. Wir wollen dazu beitragen, dass sich Eure Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern, damit sowohl etablierte als auch junge Kolleg*innen diese wunderbaren Berufe wieder lieben und dabei gesund bleiben können.

Jene, die in den letzten Monaten der Medizin und der Pflege den Rücken gekehrt haben, können sich vielleicht nach einer Zeit des Abstands wieder neu für diese Arbeit entscheiden. Dazu müssen sie uns als Gesellschaft aber vertrauen können. Sie müssen wissen, dass wir wohlmeinende Ankündigungen auch umsetzen. Und sie müssen darauf vertrauen können, dass wir sie nicht unnötig und fahrlässig unter Stress setzen. Darum bitte ich Sie von Herzen,

Ihr Dr. med. Andreas Schießl

PSU-Akut e. V. | apoBank München | IBAN: DE17 3006 0601 0004 5536 14 | BIC: DAAEDEDDXXX Verwendungszweck: Spende PSU-Akut e. V.