Gut Ding will Weile haben: Über zwei Jahre lang dürfen die Saiblinge und Forellen in der Fischzucht Westenkirchner in den Quellwasser-Becken am Kloster Raitenhaslach aufwachsen, bevor sie auf den Tisch kommen.

„Hier schwimmt der Fisch, nicht der Schein im Wasser“, sagt Erich Westenkirchner, der in Gummistiefeln und Gummischürze gerade eine Wanne fangfrischen Fisch für den Bauernmarkt vorbereitet. Vom schnellen Mästen, das lukrativer wäre, hält der Fischzüchter aus Leidenschaft nichts. „Ein guter Fisch muss so langsam wie möglich aufgebaut werden und viel schwimmen, damit sich gutes Muskelfleisch aufbaut und auch der Stoffwechsel gut funktioniert“, ist er überzeugt. „Auch geringe Besatzdichten sind wichtig, damit sich der Fisch wohl fühlt.“

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Fischzucht Westenkirchner – ideale Bedingungen

Kräftige Flossen, klare Augen, saubere Kiemen und völlig unversehrte Schuppen und Schwanzflossen zeugen von der guten Haltung im frischen Quellwasser, das direkt aus dem Hang über dem Kloster kommt und durch die Becken der Fischzucht fließt. Vor 17 Jahren fand Westenkirchner im idyllischen Kloster Raitenhaslach ideale Bedingungen und hat seine Fischzucht, die früher auf mehrere Orte verteilt war, hier zentriert. Jeden Tag sieht er nach dem Rechten: „Fischzucht ist wie eine Landwirtschaft, da muss man viel Zeit investieren und man ist auch abhängig vom Wetter, denn bei ungünstigen Bedingungen verändert sich zum Beispiel der Sauerstoffgehalt des Wassers negativ“.

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Fotos: Burghauser Touristik/Nixdorf

Westenkirchner machte seine Passion zum Beruf

Westenkirchner, der aus Haiming stammt, hatte mit sieben Jahren seinen ersten Fischweiher. Schließlich wurde seine Passion zum Beruf und er ist inzwischen weithin für die Qualität seiner Fische bekannt. Die Saiblinge und Forellen finden nicht nur bei seinen Kunden Anklang – auch tierische Räuber hatten es jahrelang auf den Inhalt der Becken abgesehen. Fischreiher, Kormoran und vor allem eine Otterfamilie bedienten sich am „Buffet“ und hinterließen teilweise wahre Schlachtfelder. Mittlerweile ist die Fischzucht ein Hochsicherheitstrakt gegen Räuber von außen: 40 Zentimeter tief ist der stabile Zaun vergraben, aus der Luft schützt eine Leinenbespannung vor unbefugtem Fischfang durch Vögel. Brot, das in die Weiher geworfen wird, halten diese leider nicht auf. Westenkirchen appelliert an die Vernunft, denn die gut gemeinte Fütterung vertragen die gepflegten und gehegten Fische nicht.

Am besten mit der Kühltasche geht’s zur Fischzucht Westenkirchner

Diese zieht er „vom Ei weg“ selber auf – mit Mutterfischhaltung und einem Bruthaus im ehemaligen Wasserturm des Klosters. Das Züchten ist sehr aufwendig, vor allem, weil es eine Winterbeschäftigung ist: „Bei meinen Fischen liegt die Laichzeit zwischen Dezember und Januar. Ich muss dann die weiblichen und männlichen Tiere aus dem eiskalten Wasser nehmen, Eier und Samen abstreifen und die Eier befruchten. Das findet alles im Freien statt. Erst danach kommen die Eier ins Bruthaus“, erklärt der 52-Jährige.

Mit der Pinzette werden einige Zeit später unbefruchtete oder beschädigte Eier aussortiert – eine mühselige Arbeit. Aber die wird belohnt – mit gesunden schmackhaften Fischen, die es zum Beispiel auf der Mai-Wiesn und auf vielen anderen Burghauser Veranstaltungen als Steckerlfisch oder frisch und geräuchert auf dem Burghauser und Altöttinger Bauernmarkt gibt. Auch direkt am Weiher in Raitenhaslach kann man sich nach telefonischer Absprache Fische abholen. Wichtig dabei: Kühltasche mit Akku mitnehmen, denn dann ist der Fisch auch bis zu drei Tage haltbar.